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Mittwoch, 31. März 2010

Termin in der deutschen Botschaft in Jaunde.

Nach dem Frühstück im Hotel fuhr uns Blaise, vorbei an einer von Chinesen in kürzester Zeit hochgezogenen, futuristischen Sportarena, neben der Straße sauber gemähte Rasenflächen, unterbrochen von Ständen mit unzähligen Stauden in kleinen Plastiktöpfen, die zum Verkauf standen, in die Nouvelle Route Bastos, wo wir um 10 Uhr einen Termin in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland hatten. Das ganze zweistöckige Botschaftsgebäude war von einer hohen weißen Mauer umgeben.

Nachdem wir am Eingang unsere Pässe zur Prüfung abgegeben hatten, wurden wir nach drinnen gebeten.

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In der deutschen Botschaft in Jaunde mit Herrn Daraspe, Frau Abbing und Herrn Wurthmann

Mit dem Schließen der Tür tauchten wir in eine europäische Welt ein und waren von einer glitzernden und funktionalen Repräsentationskultur umgeben. An einer weiteren „Kontrollbox" vorbei wurden wir von einer Mitarbeiterin des Hauses in den ersten Stock hinaufgeführt. Durch eine Tür hindurch betraten wir einen großen Raum, der von einem Konferenztisch mit 12 Stühlen dominiert wurde. In der Tiefe des Raumes standen weiter hinten noch Schreibtische. Wir wurden gleich mit den Worten empfangen: „Wir wussten gar nicht, dass sie eine so große Gruppe sind...".

Nachdem wir Platz genommen hatten, stellte uns Geerd Wurthmann, Entwicklungsberater und quasi Bürochef, die Botschafterin war leider schon in den Osterurlaub abgereist, vor: Frau Abbing, die Sekretärin der Botschafterin, Dr. Ebel, zuständig für die Bereiche Gesundheit, Dezentralisierung und Ressourcenschutz und Gérard Daraspe, Direktor der KfW-Bankengruppe in Kamerun. Schon als wir den Raum betraten, kam Gérard auf mich zu und sagte „Martin, was machst du denn hier in Kamerun, ich hatte die Namen auf der Anfrage nach einem Botschaftstreffen gar nicht alle gelesen ". Ich konterte, „Das kann ich Dich genauso fragen, warst Du doch als DED-Entwicklungsdirektor viele Jahre in Mali unterwegs und nicht in Kamerun". Gérard, der Franzose war, kannte ich noch aus den Zeiten, als seine und meine Töchter gemeinsam in die französische Grundschule in Berlin gingen. Auch hatte mir seine Frau vor Jahren bei einer von mir organisierten Ausstellung im Kulturhaus Spandau geholfen, deren nicht unerhebliche Einnahmen aus einer Verkaufsausstellung von Kunstgegenständen aus Mali dem Aufbau einer Gesundheitsstation und einer Schneiderei im größten Frauengefängnis von Bamako dienten.

Donnerstag, 1. April 2010

Empfang bei der Bassossa-Communauté in Jaunde.

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Empfang durch die Bassossa-
Communauté
Trommelgruppe Der Häuptling stellt das Projekt vor

Wir fuhren zusammen zum „Vereinsgebäude" der Bassossa-Communauté in Jaunde. Schnell zogen wir unsere vom Häuptling verliehenen Gewänder über und setzten unsere Mützen auf. Vor dem Gebäude sangen, tanzten und trommelten weit über fünfzig Frauen und Männer in ihren Stammestrachten. Nachdem wir alle begrüßt worden waren und einige Takte mittanzten betraten wir das Gebäude. An der Stirnseite standen eine lange Reihe von Stühlen und in der Mitte davor ein Tisch, hinter den sich auch der Häuptling mit seinen Würdenträgern setzte. Hinter uns an der Wand wurden die von Emmanuel gezeichneten Pläne aufgehängt. Emmanuel, neben dem Häuptling, anderen Würdenträgern und Harald, hielt eine längere Rede. Die Frauen signalisierten durch Zwischenrufe oder kurze Reden ihre Zustimmung. Nachdem sie vor Begeisterung immer wieder mehrstimmige Lieder anstimmten, fiel mir eine ältere Frau vor allem durch ihre poetischen Sprachbilder auf. An Emmanuel gewandt meinte sie: „Unser Sohn ging in die Welt hinaus und bringt jetzt die Welt zu uns zurück."  Nach einem weiteren, gemeinsam zum Rhythmus der Trommeln gesungenen Lied stand die ältere Frau nochmals auf und meinte an uns gerichtet: „Ich habe viele Kinder. Wenn man schwanger wird, muss man weitermachen, man kann nicht nur halb schwanger sein oder mittendrin aufhören. Genauso ist es auch mit dem Schulprojekt in unserem Dorf."

Auch hier erhielt jeder von uns ein Geschenk mit auf den Weg. Nacheinander musste jeder von uns vortreten und mit beiden Händen einen uns entgegen gestreckten kleinen Affenkopf nehmen, der vom Künstler Cactus Richard aus Bassossa aus einer Palmnuss geschnitzt worden war und die Affen, die einstmals auf dem jetzigen neuen Schulgrundstück in den Bäumen gelebt hatten, darstellte.

Später begleitete uns der Häuptling mit mehreren Männern aus seinem Stamm zurück ins Hotel Fibi, wo wir wieder Essen mit Bier aufgetischt bekamen.

 

Freitag, 2. April 2010

Fahrt mit einem großen klimatisierten Mercedesbus nach Duala.

Nach dem Frühstück im Hotel fuhren wir mit drei Autos und unserem gesamten Gepäck zur Busstation „Citystar" der großen Überlandbusse. Schon das Warten auf den Bus gestaltete sich in klimatisierten Räumen mit Gratiscafé und Tee als sehr angenehm. Auch die großen Mercedesbusse entsprachen in ihrer Ausstattung eher dem Inneren einer Air-France-Maschine. So wurden wir später aus den gleichen Aluminium-Containern mit Essen und Getränken versorgt, wobei auch hier alles im Preis inbegriffen war.

Nach einer kurzen Wartezeit verließen wir Jaunde Richtung Duala. Immer entlang der Eisenbahnlinie, die nach Süden führte, ging es erstmal endlos an kleinen Handwerksbetrieben, Gärtnereien, Restaurants und unzähligen Baustellen vorüber. Oft waren die handgefertigten Bausteine zu gewaltigen Bergen aufgetürmt. Zum Schütten der Betondecken wanderten, wie auf einem Endlosband, Eimer über unzählige Hände mehrere Stockwerke nach oben, wo sie ausgeschüttet wurden und wieder nach unten zurückkehrten.

Häufig sah man im Hintergrund auch, wie auf den Hügeln ausgeschüttet und die Hänge hinabfließend, ein Konglomerat aus Brettern, Wellblechteilen, Plastikfolien und Palmwedeln, die, wie das Schutt-Arrangement eines irren Radladerfahrers aneinander, übereinander und ineinander geschoben, große Wohngebiete der Armen bildeten.

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Letzter Tag im Hotel

Bald hatten wir das Stadtgebiet verlassen und fuhren Stunde und Stunde immer weiter in die Ebene hinunter Richtung Duala. Links und rechts flankierten uns Reste des ursprünglichen Regenwaldes. Hin und wieder war einer der gewaltigen Urwaldriesen stehen geblieben, doch meist hatte sich nach dem Roden eine niedere Sekundärvegetation ausgebreitet. Häufig jedoch schwelten noch die Feuer der Brandrodungen. Wie eine schwärende Wunde trat an vielen Stellen der weiße, unfruchtbare Boden zutage. Da, wo Ölpalmen angepflanzt worden waren, wurde in alten Ölfässern das Palmöl ausgekocht. Durch dieses rauchende Inferno lief in einer Karfreitagsprozession, inmitten vieler weiß gekleideter Frauen, ein Mann mit einem schweren Holzkreuz auf den Schultern den Straßenrand entlang.

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Abgeholzter Urwald mit Sekundärvegetation Brücke aus der deutschen Kolonialzeit Der Sanaga-Fluss

Wir überquerten den Sanaga-Fluss, neben uns eine alte, noch von den Deutschen erbaute Eisenbahnbrücke. Auf dem Busbahnhof von Duala angekommen, wurden wir vom uns ja schon bekannten Herrn Philippe Sokoutsing, dem Chef der Communauté Bassossia de Duala, abgeholt und mit zwei Autos zu unserem Hotel Le Chateau gebracht.

 

Samstag, 3. April 2010

Abschiedsfeier mit der Bassossia-Communauté von Duala.

Liege jetzt schwitzend auf dem Bett. Da Duala fast auf Meereshöhe liegt, sind die Hitze und die Luftfeuchtigkeit mörderisch. Im Baum gegenüber lärmen die Webervögel um ihre kunstvoll gebauten Nester. Auch hier werde ich nachts wieder auf Kakerlakenjagd gehen.
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Symbol der Communauté in Duala Alle wollen in den Festsaal Die Frauen tragen das Essen auf

Am späten Nachmittag fährt uns Blaise zum Festsaal der in Duala über 10 000 Mitglieder umfassenden Bassossia-Communauté. Es hatte so lange gedauert, da sich die Mitglieder nicht darüber einig wurden, wer zur Feier zugelassen wird, da ja nur 200 – 300 Personen in den Festsaal passen. Nachdem wir unser Stammesgewand angezogen hatten, empfing uns eine große Menschenmenge festlich mit Tanz und Musik. Nach unserer Filmvorführung, den Reden der Notabeln und Emmanuels gab es ein äußerst leckeres Essen, dazu die obligatorische Flasche Bier. Draußen auf der Straße mussten wir später noch mittrommeln und ausgelassen mit der Gemeinde tanzen.

 

Sonntag, 4. April 2010

Warten im Hotel. Abflug aus Duala.

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Blick auf die unzähligen Motorräder Rollmuster Nach dem Ostergottesdienst
Zum Mittagessen lädt uns Herr Soh Moumbé zum Essen in ein Restaurant, nicht weit von unserem Hotel entfernt, ein. Vom luftigen ersten Stock aus schauen wir auf den nicht endenden Strom der meist von ganzen Familien besetzten Motorräder, in einem Gebäude neben uns ging ein Ostergottesdienst zu Ende, viele junge Menschen in weißen Kleidern kommen die Straße entlang.

Später, es war bereits dunkel geworden, ging es dann zum Flughafen. Problemlos konnten wir nach einer kurzen Kontrolle das Flughafengebäude betreten.

Nach einer Kontrolle standen wir plötzlich in einer anderen Welt: dem Air-France-Bereich. Treppauf und treppab ging es wieder über löchrige Stufen zum Flugzeug. Bevor wir losflogen sprühte das Bordpersonal noch Insektizide in die Lüftungsschlitze der Klimaanlagen, was mich gleich noch mehr zu husten brachte.

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Rückkehr

Irgendwann, viel, viel später, das Aufheulen der Turbinen im Ohr, wenn wir durch Turbulenzen flogen, vermeinte ich im Halbschlaf Trommeln zu hören und weit entfernten Gesang. Fast schon wieder wie ein Traum sah ich die Kindergesichter vor mir, hörte das Lärmen der Vögel in den Bäumen, roch noch einmal den Staub der roten Erde.

Afrika, Kamerun, Bassossa – wann werden wir zurückkehren?

 

© Text: Martin Rammensee, Bilder: Martin Rammensee, Klaus Pellmann, Harald Sterzenbach; Peter-Lenné-Schule - OSZ Agrarwirtschaft Berlin 2010

 

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