Hinweis: Dieser Beitrag des ehemaligen Schulleiters der Peter-Lenné-Schule, Rainer Leimgruber, entstand vor der Realisierung von BELARE. Einen Bericht über den Baubeginn finden Sie hier.
Die Landesstelle für gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern an der Peter-Lenné-Schule hat in Zusammenarbeit mit der Knobelsdorff-Schule und dem Förderzentrum für Internationale Studierende und Wissenschaftler inside e. V. auf dem Schulgelände in Steglitz-Zehlendorf ein Haus für Regenerative Energieformen entworfen. Es ist als Lernlabor konzipiert, in dem insbesondere Biogas durch Verrottung von Biomasse erzeugt werden soll.
Was ist das Besondere an BELARE?
BELARE ist eine pädagogische Energiequelle, ein pädagogisches Gesamtkonzept. BELARE ist ein Gebäude, in dem geistige Energie für Nachhaltigkeit freigesetzt wird.
Mit BELARE soll gezeigt werden, wie dem Klimawandel mit regenerativer Energie entgegen gewirkt werden kann. BELARE macht regenerative Energie mit allen Sinnen erfahrbar - nicht nur durch Versuche und Analysen im Labor, sondern auch durch Bauen einfacher Geräte zur Energiegewinnung in unseren Werkstätten, durch Anbau geeigneter Pflanzen auf unserem Schulgelände und in unseren Gewächshäusern, durch Sammeln von Biomasse in unseren Tiergehegen und auf unseren Freiflächen, durch Verwertung der Reststoffe als Dünger für unseren Schulgarten. Kurz gesagt: Mit BELARE können wir Schüler/innen die Entstehung und Verwendung regenerativer Energien be-greifbar machen.
"Warum machen Sie die Versuche nicht in Ihrem Chemieraum, wozu brauchen Sie ein externes Labor?",
könnten Sie mich fragen. Die Analyseergebnisse wären sicher die gleichen, würde ich Ihnen antworten. Aber auch:
BELARE fokussiert das zukünftige Problem der Energieversorgung auf eine sehr überschaubare Gebäudehülle (einstöckig, 11 m x 11 m). Die Schüler/innen sind an der Energieeinspeisung beteiligt, indem sie den Prozess der Energiegewinnung analysieren, kontrollieren und - soweit möglich - steuern. Sie erfahren unmittelbar, wie regenerative Energie entsteht und welcher Anstrengungen und Ideen es bedarf, Energie herzustellen, wenn fossile Energieträger einmal nicht mehr verfügbar sind und nukleare Risiken vermieden werden sollen. BELARE schafft unmittelbare Betroffenheit und regt so zur Beschäftigung mit den Naturwissenschaften und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft an.
Wir sind heute davon überzeugt, dass nur ein Energieverbund verschiedener regenerativer Energieformen zum Klimaschutz, zur Energiesicherheit und damit zu sozialer Gerechtigkeit beitragen kann. Diesen Verbund aus Biomasse, Sonne, Wind und Erdwärme soll BELARE anschaulich abbilden.
Mit dem Bau von BELARE tragen wir zudem in anderer Weise zum Klimaschutz bei. Die auf dem Gelände der Schule bei der Tierhaltung und Pflanzenproduktion anfallende Biomasse (ca. 150 cbm/Jahr) wurde bisher lediglich kompostiert, aber nicht energetisch genutzt. Das verrottete Material stellt für die Schule zunehmend auch ein Platzproblem dar, da diese Mengen nur zu einem geringen Teil auf dem Gelände verbracht werden können.
Auch die bei der Tierhaltung entstehenden organischen Abfälle – vor allem die Gülle – sowie die Speisereste der Mensa blieben bisher energetisch ungenutzt.
Die bei der Entsorgung anfallenden Klimakosten können durch die Verbringung dieser Stoffe in die Biogasanlage fast vollständig eingespart werden.
Zusätzlich könnte die für BELARE geplante Biogasanlage das gesamte Biomasse-Potenzial der unmittelbar angrenzenden öffentlichen Einrichtungen (Zinnowwald-Schule, Pestalozzi-Schule, Ernst-Reuter-Stadion, Friedhof, Fischtal-Park sowie Sportplätze von Hertha 03 Zehlendorf und Z88) ausschöpfen und so von erheblichem Nutzen für den gesamten Schulstandort „Hartmannsweilerweg" sein.
Nach Gesprächen mit anderen Bildungseinrichtungen zeichnen sich durch BELARE schon jetzt Synergie-Effekte ab:
Die Staatliche Technikerschule Berlin nutzt unser Vorhaben aktuell für zwei Projektarbeiten und möchte diese Kooperation später auch zur praktischen Weiterbildung der Umwelt- und Verfahrenstechniker erweitern. Für das Oberstufenzentrum TIEM rundet BELARE die Ausbildung in seinem Assistenten-Lehrgang „Regenerative Energietechnik und Energiemanagement" ab. Das LISUM hat sein Interesse an Lehrer-Weiterbildungen bereits ebenso signalisiert wie die VHS und der Bezirk Steglitz-Zehlendorf für Leistungskurse der Gymnasien.
Berücksichtigt man weiterhin, dass die zu unserer Schule gehörige "Landesstelle für gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern" Teilnehmern aus Dritte-Welt-Ländern Kurse zu den Themen "Regenerative Energien" und "Wassermanagement" anbietet, dann hat die Investition in BELARE nicht nur eine lokale Bedeutung.
Im Gegenteil: Mit BELARE kann Berlin weit über die Stadtgrenzen hinaus "punkten".
Es muss ja nicht gleich die ganze Welt sein: Das BELARE-Haus als baulich und curricular konzipiertes "Fertigprodukt" könnte für ähnliche Standorte in Deutschland durchaus ein Pilot- und Vorzeigemodell werden. Natürlich sind wir nicht die erste Schule, die sich mit Klimaschutz beschäftigt – Passivhäuser, Windräder, Solarpaneele und –pavillons gibt es zuhauf - , aber wir sind die einzige, die den Energieverbund mit einem Biomasse-Labor darstellt.
Der Grund, BELARE gedanklich zu entwickeln, war auch das nachlassende Interesse der Schüler/innen an Naturwissenschaften und der damit verbundene weithin beklagte Mangel an entsprechend ausgebildeten Lehrern, Ingenieuren und technisch geschulten Fachkräften. Wir wollen naturwissenschaftlichen Unterricht wieder interessant machen. Das gelingt umso mehr, wenn er am sichtbaren Nutzen erfahrbar ist und Bedeutung für die eigene Zukunft vermittelt.
Vielleicht ist BELARE zu klein, um ein großer Schritt für die Menschheit zu sein, es ist aber mit Sicherheit ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung - Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.
Unsere Schule hat sich mit einem sehr engagierten Kollegium auf den Weg des ökologischen Umbaues gemacht: Ein einzigartiges Schülerprojekt zum Thema „Wassermanagement" hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vor zwei Jahren fast 1:1 umgesetzt. Dem Land Berlin werden dadurch nach Ablauf der 8-jährigen Amortisationszeit über 30.000 Euro pro Jahr erspart.
Wenn wir ein wichtiges Ziel unseres Schulprogramms - "Kompetenzzentrum Bioenergie" zu werden – erreichen wollen, dann ist BELARE dafür ein bedeutender Abschnitt.
Rainer Leimgruber
Stellvertretender Schulleiter