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lstethSamstag, 12. April 2014, Fahrt nach Weira

Aufstehen im Morgengrauen. Weckte die Anderen, nachdem ich im kleinen Bad fertig war. In der aufkommenden Morgenröte zwitschern die Vögel. Aus der Stadt dringt die Stimme eines Muezzins. Wollen spätestens um 9.00 Uhr losfahren. Zuerst soll die Fahrt zum Kinderheim Sebeta in der Nähe von Addis gehen, das Jana kennt und unterstützt. Danach dann weiter nach Weira.

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Vor der Abfahrt wird gepackt

Der Weg zum Haupttor voller betender
Menschen
Empfang am Klostereingang

Nach einer schnellen Fahrt durch die Industriegebiete von Addis kommen wir durch mehrere kleine Städtchen, die Straßen gesäumt von Marktständen. Häufig müssen wir den kleinen Taxis, Kühen und Maultieren ausweichen, die unser Fahrer in halsbrecherischen Manövern umkreist.

Zuerst fanden wir die Zufahrt zum Kloster Sebetaosm-link nicht und mussten nochmals wenden. Der Weg zum Haupttor war jetzt am Tag vor Palmsonntag voller betender Menschen, ebenso der Vorplatz vor dem Klostereingang, viele Menschen trugen weiße Kleider. Am Tor begrüßten wir eine Nonne, die Jana schon kannte, da sich die Priorin zu einem Krankenhausaufenthalt in Deutschland aufhält. Sie zeigt uns das große Gelände mit seinem alten Baumbestand und vielen Feldern, auf dem überall junge Männer arbeiten.

Der Weg führte uns zuerst zu den Stallungen, wo wir uns vor allem die Biogasanlage anschauen, die aber auf Grund der langen Leitungsstrecke und des geringen Gasdrucks nicht funktioniert. So kochen sie im Kloster für über dreihundert Menschen wieder mit den herkömmlichen Holzfeuern. Klaus hatte die Idee, das Gas in großen Gasballons, die von Weihenstephan entwickelt wurden und auf dem Rücken zu den jeweiligen Kochstellen getragen werden können. Wir wurden immer wieder von den vielen Kindern (z. Zt. 165 Kinder, die durch Aids ihre Eltern verloren haben) aufgehalten, die es zu begrüßen und zu fotografieren galt. Besonders toll fanden die Mädchen es, dass sie sich auf unseren Geräten gleich sehen konnten.

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Die Stallungen des Klosters/
Kinderheims Sebeta
Kochen mit Biogas

Klaus Pellmann im Waisenhaus Sebeta

Eine Gruppe von Frauen hob gerade Gräben für neue Fundamente aus, schleppte auf Tragen die Erde weg, stapelte Steine und grub gewaltige Wurzelstöcke aus. Wir schauten uns Schulräume an, fotografierten die schon älteren Mädchen in ihren Schuluniformen, was nur unter ständigem Kichern, Fragen und aufgeregtem Durcheinanderrennen möglich war. Hier sahen wir zum ersten Mal in Äthiopien, dass es für so viele Menschen kaum Toiletten gibt und wenn, sind die ohne Wasser und sehr schnell nicht mehr benutzbar.

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Schülerinnen in Sebeta Waisenkinder Drillinge

Weiter ging es stundenlang, zum Teil über neue Straßen, die überall im Land von chinesischen Firmen errichtet werden. Immer wieder sieht man viele Männer, die Gräben entlang der Straße ausmauern, oder Brücken bauen. Immer sind die Bauleiter und die Ingenieure an den Messgeräten Chinesen.

Die Berge in der Ferne kommen immer näher. Links und rechts der Straßen sehen wir jetzt die ersten Rundhütten, immer häufiger auch Dreschplätze, über die Ochsen im Kreis über das Dreschgut getrieben werden. Neben den Hütten sind häufig hoch aufgestapelte Mieten von getrockneten Dungfladen zu sehen, die als Brennmaterial verwendet werden.

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Dreschplatz kleine Rundhütten

In der Region von Weira dann unübersehbar die zahlreichen schön gebauten Rundhäuser der Gurage, die als die schönsten ganz Afrikas bezeichnet werden. Hin und wieder fahren wir auch an Baustellen vorbei, wo viele Männer damit beschäftigt sind, die großen Stangen für die Wände und das Dach der Häuser aufzurichten. Ganz oben, am meist mehr als zehn Meter hohen Mittelpfosten des Hauses, klammert sich ein Mann fest, der die an der Spitze zusammenlaufenden Dachträger befestigt. Dieser Mittelpfosten schaut an den fertigen Pfosten immer aus dem Dach heraus und wurde früher nicht nur im Süden mit einem Straußenei gekrönt. Heute ist er meist ganz profan mit Blech verkleidet, dienst aber den Vögeln, meist den Geiern, als Aufsitzstange.

Da es zum Glück nicht geregnet hatte, können wir zum Schluss der Reise die Graspiste, die als Straße kilometerweit durchs Dorf führt, benutzen. Häufig müssen wir aussteigen oder gleich das Fahrzeug aus den Rinnen und Löchern des breiten, unbefestigten Weges schieben. Im Abendlicht erreichen wir dann unser Projekthaus, bzw. das Haus des Bürgermeisters Fikadu, wo wir auch unterkommen. Die Attraktion war natürlich unser Auftauchen für die vielen Kinder von Weira.

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Pavian am Straßenrand Graspiste in Weira Wir werden schon erwartet

Im Haus des Bürgermeisters werden wir dann von den Dorfältesten und der Familie von Mubarek herzlichst begrüßt, die schon den ganzen Tag auf uns gewartet hat.

Für uns heißt das: Eintauchen in eine fremde, für uns noch archaische Welt, ohne Straßen, Strom und ohne fließendes Wasser. Auffallend war die nächsten Tage auch, dass überhaupt kein Abfall existiert, die Straßen in Weira sehen immer aus, als wäre gerade ein Trupp Gärtner durch das Dorf gefegt und habe alles aufs Feinste herausgeputzt. Auch gibt es keinen Lärm, keine Motoren, keine Musikberieselung, nicht einmal Kondensstreifen von Flugzeugen am Himmel.

Wir sind unverhofft in ein Paradies gelangt, deren verschiedene Versatzstücke aus Filmen oder Fotobänden zu sein scheinen, allerdings waren das Lachen der Frauen, das Muhen der Kühe und die lauten Rufe der Maultiere echt, stiegen wirklich Geier in den dunkelroten Himmel, kreischten die Affen am Fluss, hörten wir des nachts das heisere Bellen der Hyänen, blickten, wenn wir mal rausmussten, in die aus der Dunkelheit aufblitzenden Augen dieser großen Tiere. Hin und wieder sahen wir auch einen der gewaltigen Urwaldbäume, die einstmals das Gebiet der Gurage bedeckten, aber inzwischen in immer mehr Gegenden gnadenlos abgeholzt werden, uns aber dennoch einen Eindruck vermitteln, wie die Wälder früher einmal gewesen sein müssen.

Während der ganzen Fahrt kommen uns immer wieder gefährlich schwankende Lkws entgegen, hoch beladen mit Stangen von schnellwachsendem Eukalyptus, dessen Anpflanzung mehr und mehr den ursprünglichen Wald verdrängt, da er, einmal angepflanzt, all die anderen Waldpflanzen unterdrückt und nur schwer zu roden ist. Manchmal sehen wir Schatten aus einer verschwundenen Welt, aus den Augenwinkeln heraus Pavianfamilien, die vor oder hinter unserem Auto die Straße queren, auf der Suche nach einer verlorengegangenen Welt.

lstethSonntag, 13. April 2014, in Weira

Werde am Morgen, draußen war es noch Nacht, durch ein leises Murmeln geweckt, das bis in meine Träume rieselt. Wir liegen ja mit den Dorfältesten und Familienmitgliedern von Mubarek in einem Raum. Da die Gurage Anhänger des Islams sind, beginnen sie schon vor Beginn des Tages mit einem rituellen Morgengebet. Zuvor waren sie leise nach draußen gegangen um sich zu waschen. Da ich gut geschlafen hatte, trotz der nächtlichen Eulenrufe und den um das Haus streifenden Hyänen, gehe ich nach draußen um mich zu waschen. Wobei Waschen bedeutet, nicht in unserem Sinne, da sauberes Wasser ein sehr kostbares Gut ist. Zähne putzen, etwas Wasser ins Gesicht und über die Hände und fertig ist die Morgenwäsche.

Vor einem wunderschönen Himmel steigt die Sonne empor, fängt sich das Licht auf den grasgedeckten Runddächern, gleitet über die wunderschön gemusterten Wänden, streicht über die Fensterläden und verzierten oder bemalten Türlaibungen, taucht die Palisadenspitzen in ein unwirkliches Licht und bringt die Blätter der Falschen Bananen und der Kaffeesträucher zum Leuchten.

Die Kamera in der Hand, drücke ich wieder und wieder auf den Auslöser, war mir aber sehr schnell der Fehlbarkeit meines Tuns bewusst, fehlt auf den Bilder doch das Ganze, die Geräusche, der Duft und der Wind auf meiner Haut. Aber versuchen konnte ich doch, das alles mit dem geschriebenen Wort zu fassen. Aber noch oft fehlen mir die Worte, kommen sie zu langsam oder sind sie schließlich da, obwohl ein Fixieren nicht möglich ist, da unser Toyota mehr das Gefühl eines Trampolins vermittelt, so dass mein Tagebuch auf den Knien tanzt.

Will eigentlich noch ein paar Sätze notieren, komme aber nicht dazu. Überall erwacht jetzt das Leben, bringen Frauen uns Wasser, in der Kochhütte gegenüber wird das Kochfeuer für den Kaffee angezündet, kommen immer mehr Menschen aus den Hütten um uns zu begrüßen.

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Hinter den Häusern wächst die falsche
Banane
Auch die Kinder begrüßen uns

Vorstellungsrunde mit dem Bürgermeister

Im Gästehaus des Bürgermeisters werden die Schlafmatten weggeräumt, viele Kissen entlang der Wände aufgereiht, auf die wir uns niederlassen. In kleinen Tassen bekommen wir gesüßten Kaffee gereicht, auf Tellern geröstete Getreidekörner und Erdnüsse. Zuerst sprechen alle Männer aus Weira ein Gebet, dann beginnt die Vorstellungsrunde. Der Bürgermeister begrüßt uns und hält eine kurze Ansprache, die uns Mubarek übersetzt. Diese Art der Aussprache werden wir all die Tage in Weira beibehalten. Hier legen wir unsere Tagesarbeiten fest, besprechen all die auftauchenden Fragen. Der Bürgermeister bedankt sich bei uns, dass wir von so weit hergekommen seien, um ihnen im Kampf für eine besseres Leben zu helfen. Er betont, dass sie ihre Probleme auch alleine lösen wollen, sie erzählen uns nur, was über ihre Kräfte hinausgeht. Sie brauchen vor allem Wissen, das sie ihren Kindern weitergeben, damit die auch die Dinge reparieren können und die Arbeit fortsetzen. In Zukunft wollen wir, dass ihr uns zur Seite steht, bei unseren Problemen und deren Beseitigung:

Erstes Problem: Sauberes Wasser, ihre Entnahmestelle am Fluss werden sie uns zeigen.
Zweites Problem: Gesundheit, oft sterben Frauen bei der Geburt, weil es keine Hilfe gibt.
Drittes Problem: Die Schulen sind zu weit entfernt, die Kinder sind oft schon erschöpft, wenn sie dort ankommen.
Viertes: Nach der Schule gibt es in den Häusern kein Licht, um noch zu lernen.
Fünftes: Befahrbare Straßen würden viele Leben retten.
Sechstes: Das lokale Gesundheitszentrum muss gut ausgestattet werden.

Danach geht es zum Gemeinschaftshaus, wo wir unsere Schautafeln befestigen und unsere kleine Solaranlage aufbauen und erklären. Bald sind wir von vielen Kindern und Jugendlichen umringt, die uns unentwegt Fragen stellen.

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Die Dorfältesten vor dem Gemeinschaftshaus Die kleine Solaranlage wird bestaunt Auch der Solarkocher stößt auf Interesse

Mit Jermal, dem Onkel von Mubarek, befestige ich erst einmal rings um die mit einem Wellblech überdachte Erdtoilette eine schwarze Folie, damit auch die Frauen in unserem Team ungestört die Toilette aufsuchen können. Später beginnen wir den großen Solarkocher zusammenzubauen, wozu wir sehr viel Fingerspitzengefühl benötigen. Nachdem wir den Solarkocher nach der Sonne ausgerichtet haben, können die Frauen und Kinder gar nicht glauben, dass es im Zentrum des Parabolspiegels so heiß ist. Immer wieder verbrennen sie sich die Finger. Nach einem kurzen Gewitterregen bauen wir dann weiter an der Solaranlage.

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Mubarek gibt Hinweise zum Solarkocher

Conny und Michael vor dem Verteilen
der Sofortbildkameras
Zuhörerin

Conny und Michael verteilen an die Kinder 30 Sofortbildkameras, mit denen sie eigenständig Bilder fotografieren sollen und die später in zwei Ausstellungen, sowohl in Weira, als auch in Berlin, gezeigt werden sollen.

lstethSonntag, 13. April 2014, nachmittags und abends im Gemeinschaftshaus in Weira

Klaus und Hailu schaffen es, das Gemeinschaftshaus erst einmal provisorisch mit Strom zu versorgen, so dass wir im Haus Licht haben. Die Gurage von Weira haben für uns und für die Dörfler, von denen viele beim Bau eines neuen Hauses geholfen hatten, ein großes Festessen angesetzt. So sitzen nicht nur auf den Teppichen im Haus, sondern auch auf der kleinen überdachten Veranda vor dem Haus an die hundert Menschen.

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Klaus und Hailu verlegen im Gemeinschafts-
haus Stromleitungen
Klaus fixiert Leitungen

Gegen 22.00 Uhr werden dann zuerst zwei Höckerkühe vor das Haus, später eine davon ins Haus geführt. Der Dorfälteste spricht dann über der Kuh den Segen, den alle mit einem Amen begleiteten. Danach wird die Kuh wieder vor das Haus gezogen, wo ihr der Dorfmetzger mit einer großen Machete den Kopf abtrennt. Mehre Minuten dauert der Todeskampf. Nach einiger Zeit wird das Fleisch mit geübten Schnitten von der Haut gelöst und in große Stücke zerlegt. Diese und die Innereien bringen mehrere Männer in die Küche, wobei die Frauen einen Teil der Innereien später zum Räuchern/Trocknen an den Wänden aufhängen.

In der Küche zerlegen sie das Fleisch weiter und ein Teil, vor allem der für uns gedachte, wird angebraten. Dieses, ähnlich Geschnetzeltem, wird uns auf großen Platten zusammen mit Injera gebracht. Vor dem Essen werden uns immer die Hände gewaschen, d. h. wir hielten die Hände über eine Schüssel und Fuad, Mubareks Bruder goss uns Wasser über die Hände. Den Anderen, vor allem den Dorfältesten werden später Fleischstücke in Bananenblätter eingewickelt und mitgegeben.

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In der Küche wird das Fleisch weiter zerlegt

Die Männer essen das Fleisch roh

Für uns gibt es sogar einen vegetarischen
Teller

Der Bürgermeister verteilt nun rohe Fleischstücke mit bloßen Händen, die er den am Boden sitzenden Männern zuwirft. Später beißen sie in die großen rohen Fleischstücke und schneiden sie mit scharfen Bambussplittern vor den Lippen ab. Die nicht verwertbaren Reste des Rindes werden den Hyänen, die schon den ganzen Abend um das Haus streichen, überlassen. Am nächsten Morgen sitzen auf dem blutgetränkten Boden vor dem Haus zwei Geier.

lstethMontag, 14. April, Besuch der Primary School und Kauf von Holz für eine Dachrinne

Sitzen am Morgen wieder in unserem Schlafraum, trinken Kaffee und überlegen, was wir heute in Angriff nehmen. Angedacht war der Bau von hölzernen Dachrinnen, endgültige Montage des Solarmoduls etc., Besuch der Primary School und der Kauf von Brettern für unsere Holzdachrinne. Zuerst befragen wir aber den Bürgermeister nach dem Zustand der Böden auf den Feldern des Dorfes. Er meint, dass sie ganz gut wären, sie also auch keine Düngemittel brauchen, da sie auch immer wieder organische Materialien einarbeiten.

Nachdem wir mit dem Frühstück fertig sind, fahren wir mit unserem Toyota runter zum Fluss und auf einem sehr schwer zu bewältigenden Weg hoch zur Hauptstraße. Müssen neben dem Auto herlaufen, wir waren zu schwer, und mit Spaten und Hacken den Weg begradigen und kleine Hügel abtragen. Unvorstellbar, wie diese Wege zur Regenzeit aussehen.

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Immer wieder werden Hindernisse beseitigt Gräber am Wegesrand Unser Regisseur mit Assistent

Zuerst fahren wir an unzähligen Rundhütten vorbei runter nach Weira, wo wir die Meger Weira Primary School (Grundschule bis zur achten Klasse) aufsuchen. Nach der Begrüßung durch den Rektor der Schule besichtigen wir verschiedene Klassenräume und die meist von den Lehrern selbst hergestellten Karten und naturkundlichen Sammlungen.

Mehrere der mit Regierungsgeldern gebauten Schulgebäude sind allerdings nicht mehr benutzbar, da ohne Fundamente errichtet und zum Mauern minderwertiger Sand verwendet wurde. So setzten sich die Mauern und es entstanden überall Risse, so dass die Gebäude einsturzgefährdet sind. Aber nicht nur die Gebäude sind ein Problem, es gibt auch kaum Schulbücher, so dass sich immer mehrere Kinder ein Buch teilen müssen und darin nur in einem Raum unter Aufsicht lesen.

Auch hier, so wie schon in Sebeta, gibt es nur wenige Toiletten, ein Toilettengebäude ist einsturzgefährdet, ein zweites mit sechs Abteilen, drei für Jungen, drei für Mädchen muss dann für 1200 Schüler/-innen genügen – und das alles ohne jegliches Wasser, auch nicht, um die Toiletten oder die Hände zu säubern. Strom hat nur das Büro des Rektors, an der Wand die Stundenpläne der Lehrer. Jeder Lehrer hat im Schnitt 65 Schüler pro Klasse.

Wir dürfen in ein paar Klassen den Unterricht besuchen. Sehr beeindruckend sind die vielen kleinen Modelle, die die Schüler aus einfachsten Mitteln bauen, um z. B. die Funktion eines Verbrennungsmotors zu zeigen, eines Solarofens oder eines Windrotors. Toll die vielen selbst gemalten und auf Leisten genagelten Landkarten.

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Unterricht Die Schulbibliothek für 1200 Schüler Kartenmaterial
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Der Elektromotor Das menschliche Herz Windrad

Auf dem Rückweg fahren wir noch zur Meger Andinet Seci School, einer Oberschule. Sie wurde von einer in der Schweiz lebenden Äthiopierin und ihrem Ehemann gegründet und aufgebaut. Von der langen Zufahrtsstraße über die Gebäude bis hin zur Strom- und Wasserversorgung wurde alles privat gesponsert.

Da die Schule so abseits liegt, gibt es unter den Lehrern eine sehr große Fluktuation; die meisten lassen sich nach zwei Jahren versetzen. Da einer der Schulgründer erst vor kurzem verstorben ist, bangen nun die 26 weiteren Schulmitarbeiter um ihre Stellen. Die Schule besitzt einen 160 m tiefen Brunnen, aus dem mit Hilfe eines Generators Wasser gefördert wird. Auch die Stromerzeugung der Schule läuft über denselben Generator, der aber wieder einmal nicht funktioniert. Jeden Tag, den er läuft, verbraucht er für ca. 800 Birr Treibstoff, etwa 30 €, was in Äthiopien sehr viel Geld ist.

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Vor der Oberschule besuchen uns Männer
aus dem Umland von Weira
Kartenmaterial

Wandgemälde eines Klassenzimmers

Die Schule ist von den sechs Oberschulen der Region die beste, was die schulischen Leistungen anbelangt. Viele der Schülerinnen und Schüler müssen bis zu 2,5 Stunden laufen, um zur Schule gelangen, was vor allem während der Regenzeit beinahe unmöglich ist. Auf dem Rückweg staunen wir auch hier wieder über die großen Gurage-Rundhäuser mit ihren geschnitzten Tür- und Fensterlaibungen. Am Himmel über uns immer wieder Geier, die häufig auch auf den Mittelpfosten der Rundhütten sitzen.

Auf dem zentralen Markplatz von Weira suchen wir einen Schreiner auf, um die Bretter für unsere Holzdachrinne zu kaufen. Bis der Schreiner mit einer alten Kreissäge die Bretter besäumt, gehobelt und abgelängt hat, lassen wir uns in einem kleinen „Foodstall" nieder, wo wir wieder Injera in verschiedene Saucen tunken und dazu Cola und Kaffee trinken.

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In der Tischlerei von Weira Das Werkzeug des Tischlers Das Besäumen der Bretter

Zuerst stapeln wir die Bretter auf unserem Fahrzeug, später tragen wir alle von der Haupttrasse, wo unser Fahrzeug wegen eines drohenden Gewitterregens zurückbleiben muss, über die rote Erde runter zum Fluss und wieder hoch zu unserem Gemeinschaftshaus, ebenso die vielen mitgebrachten Wasserflaschen, die für uns Europäer lebensnotwendig sind. Vor dem kurzen Gewitterregen flüchten wir unter den Dachüberstand des Gemeinschaftshauses. Klaus und Hailu bauen weiter an der Solaranlage, die Probleme macht, fehlt einfach ein ebenfalls aus dem Gepäck entwendeter Laderegler. Versuche zusammen mit einigen Jugendlichen, später mit Michael, unsere Holzdachrinne nach der Montage am nicht sehr stabilen Dach zu befestigen. Jetzt sitzen wir wieder im Gemeinschaftshaus, inmitten von 30 Männern und Frauen, essen und trinken Kaffee. Klaus rechnet und rechnet, da die Solaranlage nicht so funktioniert, wie sie soll.

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Klaus befestigt das Solarpaneel

Conny und Jana lassen sich die
Kaffeezeremonie erklären
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Abendstimmung über Weira Geier vor unserem Modellhaus

Zwischendurch kommt immer wieder Merida, ein 17-jähriges Mädchen aus dem Nachbarhaus zu Conny und Michael und erzählt von ihrem Traum, auf einer Hochschule zu studieren. Überlege mit Michael zusammen ein Regenwasserauffangsystem aus Tonröhren um die Guragehütten zu installieren. Klaus überlegt hin und her, vielleicht besser doch einen anderen Laderegler in die Solaranlage einzubauen. Wünsche mir nur, heute nicht so spät ins Bett zu kommen.

lstethDienstag, 15. April 2014, in Weira

Früh, gut ausgeschlafen aufgewacht. Angenehm kühl, als ich vor das Haus trete. Gießen uns gegenseitig etwas Wasser über den Kopf. Mit etwas Shampoo haben wir sofort das Gefühl wieder sauber zu sein. Gestern Abend suchte ich mit einigen Jugendlichen Hyänen, denen wir hinterherrannten, waren allerdings zu langsam. Nun muss ich am Morgen mit einem Bambussplitter meine ziemlich verschmutzten Schuhe säubern. Meine Wanderschuhe sind seit dem Festgelage am Vortag verschwunden, entweder waren es die Hyänen oder ein Hirte, der im Dunkeln die Schuhe verwechselte.

Sitzen wieder im Schlafraum und trinken den frischen Kaffee. Danach Arbeitsbesprechung mit Mubarek und dem Bürgermeister, sowie Männern aus dem Dorf. Sie erzählen, wie es früher war, dass vieles besser gewesen sei. Ein anderer meint, man müsse aber auch das Schlechte erwähnen. Für uns gab es keine Schule, erst unseren Kindern wurde das Licht gebracht, sie können lesen und schreiben, ihnen steht vieles offen.

Gemeinsame Aussprache über unsere Ideen, was haben wir umgesetzt, wo tauchten Probleme auf, was schaffen wir nicht, wo sind unsere Schwachpunkte? Hatten alles bis ins kleinste Detail geplant, zwei Tage für das Licht gebraucht, für den Aufbau des Solarkochers, sprachen das Thema Wasser an. Jetzt am letzten Tag sollten wir das Angefangene zu Ende bringen, den Rest als Modelle zeigen.

000s-ethWir arbeiten bis zum Mittag, danach gehen wir auf den Markt in Weira, uns die Ressourcen der Community anschauen, den Fluss, aus dem die Menschen von Weira ihr Wasser holen. Danach auf dem Markt lokale Produkte für die Versteigerung in Berlin einkaufen. Michael braucht zum Filmen Strom, entweder über die Solaranlage oder aber über den Generator. Wenn er wieder filmen kann, nimmt er sich die Gärten der Guragi und den Fluss vor.

Wichtig auch für Mubarek, wo können wir weitermachen, was sind die nächsten Schritte für Weira? Cornelia überlegt, dass es unter Umständen ein Problem mit unseren politischen Diskussionen geben könnte. Für Klaus ist wichtig, das bereits Angefangene zu Ende bringen, die PV-Anlage prüfen, Fehler beheben, das Solarmodul endgültig montieren, Kabel fixieren. Wichtig wäre auch, die Wassersituation gemeinsam zu überlegen, Wasser zu beproben etc., auch die landwirtschaftliche Situation gemeinsam sehen. Wir sollten überlegen, ob wir nicht einen Tag später fahren.

Mubarek will, dass allen klar wird: Wir haben alle intensiv gearbeitet, ein Laderegler ist geschmolzen, welche Lösung sollten wir jetzt ansteuern. Mubarek will keinen 4. Tag in Weira bleiben. Besser wir gehen jetzt systematisch vor. Die Leute vor Ort, die dazu ja ihre Arbeit unterbrechen mussten, teilweise von weit her anreisen, haben sich auf drei Tage eingestellt. Daher ist es besser, wir bleiben nicht länger. Darauf Klaus: "Mir geht es um das Grundsätzliche! Viele Verzögerungen sind auch der Höflichkeit geschuldet, hatten einfach nicht genug Zeit! Mittwoch fahren wir nach Arba Minch, unterwegs Sehenswürdigkeiten besichtigen, NGOs besuchen, weiter nach Konso, um uns Betriebe zum Thema Permakultur und Kleinbauern ohne Düngemittel anzusehen. Wir müssen Freitag zurück in Addis sein, um am Samstag früh nach Lalibela zu fliegen. Wollen Ostersonntag früh das Osterfest sehen, einen der höchsten Feiertage der Christen in Äthiopien. Montag Rückflug nach Addis und Besuch bei Hailu, Dienstag letzter Einkaufstag, danach der Rückflug".

Mubarek erzählt noch von Differenzen innerhalb des Ältestenrats. Eine Fraktion will Wasserleitungen bauen, wo danach die Einwohner von Weira 30 Birr für den Kubikmeter Trinkwasser zahlen müssen, Mubarek will Brunnen für alle, von der Community gebaut. Mubarek will noch die Höhenunterschiede des Geländes mittels GPS feststellen. Mubarek meint, er wollte nie eine Konkurrenzsituation, aber jetzt hat er sie. Er erzählt auch, dass anfangs der Verdacht geäußert wurde, wir wären nur Theoretiker, wogegen Mubarek widersprochen hat. Mubarek wird weiterhin mit der Dorfgemeinschaft zusammenarbeiten.

Fazit: Für sauberes Wasser wird nichts unterschrieben, bevor nicht alle entstehenden Kosten auf dem Tisch liegen. Auch gibt es Menschen im Dorf, die zum Projekt nicht gekommen sind. Jetzt denken die, die immer mit uns zusammen sind, die anderen hätten Bedenken, dass wir uns nicht wohlfühlen, die Menschen von Weira nicht gastfreundlich genug sind.

Klaus hat die Solaranlage nun sturmsicher auf dem Dach befestigt. Die Holzdachrinne ist auch angebracht, da sie allerdings nur genagelt und nicht geschraubt war, war sie mir nicht dicht genug. So überlegen wir, wie wir eine Rinne aus Blech anbringen können, allerdings gibt es nur Wellblech in Weira zu kaufen, auch keine Rohre. So bauen wir die Holzdachrinne wieder ab und fahren auf den Markt im Zentrum von Weira.

Da es schon spät ist, kommen uns auf der Straße viele Marktbesucher entgegen, die noch vor Anbruch der Dunkelheit in ihre Häuser zurück sein müssen. Immer wieder bahnen wir uns einen Weg durch Ziegen und Rinderherden. Viele der Frauen und Männer begrüßen uns mit „Salam". Die meisten Frauen tragen große Taschen oder Säcke auf dem Rücken. Dieser endlose Zug an Menschen wirkt auf uns wie ein aus archaischer Zeit eingefrorenes Bild. Je näher wir zum Zentrum des Marktes kommen, umso mehr, vor allem junge Menschen sitzen auf dem Boden, vor sich ausgebreitet die Töpfe, Gewürze, Gemüse, Hühner und Früchte, die sie zum Verkauf anbieten. Bald sind wir von einer großer Menge von Kindern und Jugendlichen umringt, die uns mit großen Augen anschauen. Niemand bettelt.

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Hausbau am Straßenrand Markt in Weira Marktszene

Als wir immer weiter ins Zentrum des Markts vordringen, auch mal stehen bleiben, um getrocknete Früchte zu kaufen, werden wir fast erdrückt. Neben dem Markt kaufen wir zum Schluss drei Wellbleche, die wir zu Dachrinnen schneiden und biegen wollen. Mal sehen, ob wir das morgen an unserem letzten Tag in Weira noch schaffen.

Mohammed von „Give Water", der viel mit uns zusammen war, erzählt mir auf dem Rückweg, dass die Kopfbedeckungen der Männer in Weira Kuftaq oder Timtam heißen. Früher gab es viele orthodoxe Christen und kaum Moslems und die Gurage-Kopfbedeckung war verboten. Ein Scheich aus dem Volk der Gurage ging in dieser Zeit nach Addis und hatte eine Kufta in den äthiopischen Farben auf dem Kopf. Dazu sagte er: „Wir gehören auch zu euch." Seitdem durften die Gurage ihre Kopfbedeckung sogar vor dem König tragen.

lstethMittwoch, 16. April 2014, in Weira

Haben beschlossen, einen Tag länger in Weira zu bleiben. Hatte mir gestern beim Herunterspringen von einem Wasserfass das Knie verdreht. Habe es gleich mit Voltaren eingerieben und verbunden, um es zu stabilisieren. Mohammed fragte mich auch aus nach unseren Kenntnissen im Brunnenbau.

Jetzt sitzen wir wieder mit den Männern zusammen und sie erzählen uns von ihrer Arbeit auf den Feldern. Der Bürgermeister erzählt: „Alles was wir machen ist Handarbeit, weil wir mit Ochsen nicht durchkommen. Wir düngen aber organisch und pflanzen nach Fruchtfolgen an und in Mischkulturen. Es gibt z. B. drei Sorten von Grünkohl; einer wächst in der Regenzeit, danach eine Art Rosenkohl und drittens ein sehr hoher Kohl, der ein Jahr braucht und immer wieder nachwächst. Legen auch Kartoffeln, einmal in der Regenzeit, in der übrigen Zeit müssen wir sie ständig wässern, holen uns die Esel das Wasser vom Fluss. Das Abwasser vom Hände waschen wird zum Gießen verwandt. Der beste Bauer wird immer prämiert. Wir müssen das machen und dem besten einen Preis geben, den ich überreiche. Meist bin ich es auch selber. Der Beste ist für die anderen ein Vorbild als Bauer und Tierbesitzer. Jetzt bin ich müde und auch öfters krank. Früher hätte ich nicht die Zeit gehabt, mit euch hier zu sitzen.

Wir fragen auch, was macht ihr, wenn Tiere krank sind, kommt da ein Tierarzt oder habt ihr traditionelle Mittel? „Wir haben unsere Mittel aus Wurzeln und Blättern, wertvolle Tiere werden zig Kilometer zu einem Tierarzt gebracht. Die Tiere sind Freunde, sind für uns wie ein eigenes Kind. Ein Bauer zu sein bedeutet, immer hart zu arbeiten, ohne jegliche Unterstützung.

Gibt es auch Epidemien? Es kommt manchmal im Winter vor, dass ein Tier krank wird und nach ein paar Tagen sind alle Tiere verendet. Bei den Hühnern haben wir zurzeit eine Krankheit, an der sie aber nicht sterben. Die Hühner sind für den eigenen Verbrauch. Bei einer Epidemie muss schriftlich ein Tierarzt beantragt werden. Zuerst sagen sie, wir brauchen einen Zaun und bis endlich jemand kommt, sind die Tiere schon tot.

Es wird auch Waldwirtschaft betrieben. Allerdings macht uns der Eukalyptus Probleme. Er saugt alles Wasser auf, wird schnell sehr hoch. Wir haben Bäume, die Schatten geben und kleineren Pflanzen Schutz bieten. Wenn wir unsere herkömmlichen Bäume absägen, müssen wir neu pflanzen. Wenn man den Eukalyptus abschneidet, treibt er sofort wieder aus und bildet neue Pflanzen und ist so schädlich für den Wasserhaushalt. Seine Wurzeln wachsen nach unten und er hat viele Wurzelausläufer und ist schlecht zu roden. Dieser Baum ist nicht gut in der Nähe unserer Gärten. Es gibt bestimmte Baumarten, die Schatten spenden und die wir für den Hausbau nutzen. Diese Bäume dürfen nicht auf dem Markt verkauft werden.

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Kohlfeld Kaffeestrauch Küche neben dem Haus

Wir fragten nach, wie denn die Guragehütten gebaut werden und aus welchem Holz? Die Gurage nehmen für ihren Hausbau das Holz von drei verschiedenen Bäumen. Hauptholz ist Eukalyptus. Das Holz einer bestimmten Bambusart wird aufgeschnitten und festgebunden. Aus der Rinde eines weiteren Baumes werden die Seile gedreht. Auch das Gras für das Dach baut jeder Bauer selber auf seinem Ackergrundstück an. Der Dachdecker wird oben am Hauptpfosten angebunden und befestigt oben die gesamte Dachtragekonstruktion.

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Dachüberstand eines Guragehauses Gras für die Dachdeckung Im Guragehaus

Danach bindet er Grasbündel an verschiedenen Stellen auf dem Dach ein. Bis das gesamte Dach fertig ist, können bis zu drei Monate vergehen. Die Grasdeckung hält fünf Jahre, danach muss ausgebessert werden. Wenn ein Gurage sein Haus baut, muss er das Holz oft sehr weit bis zu seinem Haus transportieren und erst einmal lagern.

Nach dem Hausbau ist ein Mann meist so erschöpft, dass er einige Monate nicht mehr arbeiten kann. Leute, die die Materialien/Mittel haben, können bauen. Manche haben keine Mittel, sammeln schon lange Zeit Material und müssen sich dafür bei anderen verdingen. Die typischen Gurage-Rundhäuser sind außen aus Holz, innen sind die Zwischenwände aus Lehm.

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Eingangstür ins Haus Mit den Tieren unter einem Dach Die gute Stube

Zum Schluss meint der Bürgermeister: „Ich werde euch jetzt etwas sagen: Vieleicht gibt es bei euch Leute mit Geld. Ihr solltet in unsere Gemeinde Leute bringen, die uns in unserem Arbeitskampf unterstützen und dafür viele neue Erfahrungen erhalten. Wenn ihr bei euch zuhause gut von uns erzählt, gibt es vielleicht diese Menschen, die uns unterstützen, die Ideen haben, um unseren Arbeitsalltag zu erleichtern. Es gibt heute Arbeitsmittel, die unsere Arbeit stark erleichtern würden. Aber ich denke auch, die Problem werden nie ein Ende nehmen".

Danach haben wir die letzte Arbeitsbesprechung in Weira: 1. Dachrinne fertig bauen, 2. nochmals nach der PV Anlage schauen, 3.von der Wasserstelle Wasserprobe entnehmen für eine einfache Analyse mit unserem Wasserkoffer, 4. Bodenprobe nach Berlin zur Analyse mitnehmen, 5. Eingangstür reparieren.

Gut wäre es, wenn wir für die Haushalte/Schulkinder der Umgebung kleine PV-Anlagen hätten. Jana meint, wir können über Spendenmittel etwas Geld eintreiben. Frage ist nur, was können wir von hier nach Berlin mitnehmen? Wie wäre es damit Möbel oder Kaffee zu verkaufen, zu den einzelnen Gegenständen immer die Entstehungsgeschichte mitverkaufen, schöne Fotos machen. Durch Handel ließe sich Geld verdienen. Oder mit einer Art Ökotourismus. Die Frage ist nur, wie dies mit handwerklichem Können koppeln?

Wir diskutieren weiter, wie können wir Werbung für das Leben der Gurage machen ohne nur Aussteiger etc. zu erreichen, die für die gastfreundlichen Gurage auch nicht gut wären. Die alte Diskussion, wie können interessante Dinge erzeugt werden, ohne gleich in eine Schuldspirale und neue Abhängigkeiten zu geraten? Hat ja die ganze Diskussion auch mit „Faire Trade" etc. zu tun. Müssen unbedingt diese Überlegungen in Berlin fortsetzen.

Letzter Arbeitstag am Musterhaus von Weira. Beginne nach dem Frühstück zusammen mit Michael und den Jungs, die am Tag zuvor gekauften Wellblechteile zuzuschneiden, zu falzen und mit Befestigungslöchern zu versehen. Die Rinnenteile befestigen wir dann mit einem vorher festgelegten Gefälle am Dachvorsprung.

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Die Wellbleche werden zugeschnitten Befestigung der Wellblechdachrinne Untersuchung des Quellwassers

Klaus hat in der Zwischenzeit nochmals die Solaranlage überprüft, danach mit Michael zusammen die Bewässerungsanlage (Schauanlage) vorbereitet. Mittags hatte ich mich kurz hingelegt, als Fuad, der jüngere Bruder von Mubarek, mein schmerzendes Knie, danach meine Füße zu massieren begann, was mir sehr gut tat.

Nach dem obligatorischen Mittagessen gehe ich mit den Jungs durch die Felder hinunter zum Fluss, der immer Wasser hat. Danach untersucht Klaus, umgeben von vielen Jugendlichen und den Frauen aus dem Modellhaus, das Quellwasser nach Härte, Sauerstoffgehalt und Spurenelementen. Während der Wasseruntersuchung landen zwei Geier neben uns und lassen sich von uns nicht stören. Später besucht uns noch ein Physiklehrer aus der Primary School von Weira. Auf unser Nachfragen erzählt er uns, dass hier ein Lehrer ca. 2500 Birr monatlich verdient, was in etwa 90 € sind. Nebenher verarztet Michael noch einen Jungen mit einer Schnittverletzung der Fußsohle, d. h. desinfizieren, mit Wundsalbe versehen und verbinden. Die Jungs konnten gar nicht glauben, dass Michael kein Arzt ist.

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