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Reaktionen von Teilnehmern:
 

christoph-sChristoph: „tolles Jahr bei euch in der Landesstelle...”
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jana-s
Jana:
„Aha-Effekte sind garantiert!”
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Landesstellen-Exkursion nach Nauen

Nachhaltige Landwirtschaft – Zukunft auf dem Lande mit autarker Energieversorgung!?

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Die Exkursion der Landesstelle am 24. Juni 2022 führte nach Nauen im Kreis Havelland, genauer gesagt auf den Jugendhof Brandenburg e. V. im Ortsteil Berge. Dort empfingen uns Frau Klinner und Frau Fehr und erläuterten zunächst das Konzept des sozialökologischen Projekts, das seit 1992 existiert.

Der Jugendhof ist eine Einrichtung der Jugendhilfe, in der derzeit 15 Jugendliche und junge Erwachsene wohnen und arbeiten. Sie kommen aus allen Teilen Deutschlands und wollen, z. B. aufgrund schulischer oder familiärer Probleme, einen neuen Start in ein erfolgreicheres Leben versuchen. Die Tätigkeit in einem Landwirtschaftsbetrieb soll für eine geregelte Tagesstruktur sorgen und Erfolgserlebnisse vermitteln.

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Der Hof verfügt über eine Gesamtfläche von 100 ha, von denen 27 ha als Ackerland bewirtschaftet werden. Er ist Bioland-zertifiziert und dient unter anderem der Selbstversorgung, ein Teil der Produkte wird an Ort und Stelle in einer Bäckerei weiterverarbeitet. Jugendliche und Mitarbeiter betreuen außerdem Pferde, Schafe, Ziegen und Schweine.

Regenerative Energienutzung ergänzt das Konzept, außerdem werden die Abwässer in einer mehrstufigen Pflanzenkläranlage wieder aufbereitet.

Die Gebäude gruppieren sich um einen ehemaligen Schafstall und wurden unter ökologisch-nachhaltigen Prinzipien errichtet. Neben den Gebäuden, in denen die Jugendlichen in Wohngruppen zusammenleben, wurde eine zentrale Gemeinschaftseinrichtung erbaut, in der sich eine Gemeinschaftsküche, ein Speisesaal, die Verwaltung und Therapieräume befinden. Der Jugendhof bietet außerdem Umweltbildungsseminare an und eine Mehrzweckhalle kann für Reiten, Bogenschießen und Fußball genutzt werden.

Unser Rundgang begann im Backhaus. Ein holzbefeuerter Ofen ermöglicht hier die Herstellung von Brot und Backwaren für den Eigenbedarf, soll künftig aber auch in die Wärmeversorgung der Gebäude einbezogen werden.

Die Wohnunterkünfte sind nach Süden ausgerichtet. Die Wohnräume gruppieren sich um einen Gemeinschaftsbereich mit Küche und Aufenthaltsräumen. Großzügige Fensterflächen und Dachbegrünung vermitteln eindrucksvoll die Umsetzung ökologischer Prinzipien.

Die Abwässer des Hofs werden in einer Pflanzenkläranlage aufgefangen und wieder aufbereitet. Das Projekt entstand zunächst ‚aus der Not heraus‘, da keine straßenseitige Entwässerung vorhanden war. Später wurde es durch ein mehrkammeriges Aufbereitungsverfahren ergänzt, außerdem dient eine Windkraftanlage dem Umpumpen des Grauwassers. Letzte Station ist ein ausgedehnter, schilfbestandener Löschteich.

Der weitere Weg führte uns an Streuobstwiesen vorbei, deren Umfang durch Neupflanzungen in den letzten Jahren erheblich vergrößert wurde. Nicht nur sie litten unter der Trockenheit und Hitze der letzten Jahre, denn inzwischen zeigte das Thermometer über 30 °C.

Die riesige Mehrzweckhalle kann unter anderem zum Reiten oder Bogenschießen genutzt werden. Außerdem trainiert hier der Fußballverein von Berge, was zur Einbindung in die Nachbarschaft des Ortes beiträgt.

Ein ehemaliger Schafstall steht inzwischen unter dem Motto „vom Baum zur Bank“. Er wurde zu einer Holzwerkstatt umgebaut, in der Bänke, Betten und andere Möbel gefertigt werden. Die Holzabfälle werden im Keller unterhalb der Räume gesammelt und dienen im Winter der Wärmeversorgung.

Die Tour über den Jugendhof führte zuletzt durch die Stallanlagen. Pferde und Schafe bekamen wir dort allerdings nicht zu sehen, da sie sich auf den Grünflächen befanden.

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Zum Schluss versorgte uns die Küchencrew des Jugendhofs mit einem leckeren Mittagessen, das allen sichtlich mundete. Vielen Dank an Frau Klinner und Frau Fehr für diesen interessanten Besuch und die ausführlichen Erläuterungen!

Biogasanlage in Ribbeck

Nach dem Mittagessen ging es weiter zur Biogasanlage ins benachbarte Ribbeck, die kaum einen Steinwurf von dem berühmten Birnbaum entfernt ist, den Theodor Fontane in seinem Gedicht erwähnt.

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Peter Kaim begrüßte die Teilnehmer der Exkursion am Kuhstall, dessen Mist die Grundlage für das Biogas liefert. Er erklärte, dass die Biogasanlage in erster Linie für die Aufwertung der Reststoffe aus dem eigenen Betrieb konzipiert wurde. Neben dem Rindermist werden kleinere Mengen Gras- und Maissilage, sowie Futterroggen eingesetzt. „Unsere Biogasanlage ist mit ursprünglich 380 kW elektrischer Leistung eher eine kleine, landwirtschaftliche Anlage und nicht mit den Industrieanlagen vergleichbar, die für die „Vermaisung“ der Landschaft verantwortlich gemacht werden“. Ein Rundgang führte an den Flachsilos vorbei, in denen die Agrarprodukte bis zur Verwendung lagern. Sie werden mit einem Radlader in einen Vorratsbehälter gegeben, aus dem sie vollautomatisch in den Gärbehälter dosiert werden. Unter einem flexiblen Dach entsteht das Biogas und wird zur Energieerzeugung in die Gasmotoren der Blockheizkraftwerke (BHKW) geleitet.

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Peter Kaim legt Wert darauf, dass er die Energie im Biogas weitgehend ausnutzt. Die Abwärme der Motoren wird nicht – wie beim Auto – einfach an die Luft geblasen, sondern heizt durch ein Nah-Wärmenetz das Dorf Ribbeck. Dafür gab es Förderung, aber es musste auch – weil das nach Ansicht des Staates keine Aufgabe der Landwirtschaft sei – eine eigene Gesellschaft (Kaim Agrar-Energie) gegründet werden. Wenn im Sommer in Dorf, Schloss und Kirche wenig geheizt wird ist die Wärme zum Trocknen von Holz, Ölsaaten und Getreide da. Während es früher üblich war, dass das Blockheizkraftwerk (BHKW) Tag und Nacht durchlief (Grundlast, feste Vergütung), wurde inzwischen erkannt, das Biogas sehr einfach gespeichert werden kann und nur dann Strom produziert wird, wenn er benötigt und gut bezahlt wird. Dazu wird der Strom aus Ribbeck heute über die Strombörse vermarktet, ein zweites BHKW angeschafft und ein Speicher für die Wärme installiert.

Der Havellandhof als landwirtschaftlicher Betrieb ist stolz darauf, dass er sich aktiv an der „nachhaltigen Entwicklung“ beteiligt. Er kümmert sich um die Artenvielfalt und davon profitieren alle Besucher, die sich in der Blumenwiese bedienen können. Eine Alternative zum Mais als Energiepflanze ist das ungarisches Energiegras „Szarvasi 1“, auch Riesenweizengras genannt, die im Havellandhof gute Erträge bringt.

Für die Kursteilnehmer war es eine erste Begegnung mit den Dimensionen einer Biogasanlage in der europäischen Landwirtschaft, nachdem sie im Kurs eine kleine Biogasanlage für Afrika konzipiert hatten, die aber mit wesentlich einfacherer Technik auskommt.

NaturBauHof Roddahn

Obwohl die Temperaturen am Nachmittag den Höhepunkt erreichten, fuhr ein Teil der Exkursionsteilnehmer/-innen noch in das ca. 50 km entfernte kleine Dorf Roddahn in der Prignitz. Dort erwartete uns schon sehnlichst Frau Seyfferth vom NaturBauHof. Beim Verzehr ihrer hervorragenden Kirschen aus dem Garten und kalten Getränken gab sie einen kurzen Einblick in die Geschichte des Naturbauhofes.

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Seit nunmehr über 20 Jahren steht der Naturbauhof für naturnahe Bauweisen, sowohl beim Umbau und der Sanierung alter Gebäude, als auch bei den naturnahen Abwasserbehandlung. Letztere ist eindrucksvoll zu erleben in der Ausstellung über verschiedene Trockentoilettensyteme, sicherlich nicht nur eine preiswertige, sondern auch eine autarke und ökologisch sinnvolle Alternative zum Einsatz von Wassertoiletten. Und die schon seit Jahren gut funktionierende und perfekt in die Landschaft eingebettete Pflanzenkläranlage begeisterte die Teilnehmer/-innen, reinigt sie doch sämtliches häusliche Schmutzwasser des Hofes und seiner Bewohner naturnah. Ein weiterer Schwerpunkt des Naturbauhofes ist die Verwendung von Naturbaustoffen, aber vor allem Lehm in den verschiedensten Formen: als Lehmziegel, Lehmwand in Kombination mit Stroh oder verschiedene Lehmputze. Ein vielfältiger Baustoff, der aufgrund seiner positiven Eigenschaften und Wiederverwendbarkeit viel häufiger im Wohnungsbau eingesetzt werden sollte.

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Von den vielfältigen Möglichkeiten, Nachhaltigkeit in all seinen Dimensionen zu leben, verließen wir leicht erschöpft durch die Hitze des Tages am späten Nachmittag die Prignitz und in der Hoffnung, einen Teil der Erkenntnisse in die Arbeit der Landesstelle einfließen zu lassen.

Klaus Pellmann, Roland Schnell, Thomas Kayser

 

Weblinks

Website Jugendhof Brandenburg

Website Biogasanlage Ribbeck

Website Holtmann Saaten

Website NaturBauHof Roddahn

 

 

Bildnachweis
© 2022 Klaus Pellmann, Landesstelle

 

Landesstelle für gewerbliche
Berufsförderung in Entwicklungsländern

Hartmannsweilerweg 29
D 14163 Berlin-Zehlendorf

Fon: 030 814901-44
Fax: 030 814901-80
info@landesstelle.org

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